28.12.2011

Deutsch-polnische Beziehungen

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
Einführung



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise




1.)  Einführung

Die über tausendjährige Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen ist geprägt von militärischen Allianzen, kriegerischen Auseinandersetzungen, Missverständnissen und völkerübergreifenden Annäherungsversuchen.

Im Mittelalter dominieren zeitlich begrenzte Verbindungen zu Kriegszeiten, die jedoch oft von unüberwindlichen Gegensätzen abgelöst werden. Ein weiteres Feld für gegenseitiges Misstrauen ist der Machtkampf innerhalb der römisch-katholischen Kirche, in dessen Ergebnis die polnische Kirche ihre institutionellen Selbständigkeit erlangt.

In der Frühen Neuzeit breitet sich der aus Deutschland importierte Protestantismus in Polen aus. Dies führt aber auch zu neuen Auseinandersetzungen auf religiösem Gebiet. Politisch verliert Polen schließlich seine Großmachstellung. Die instabile innenpolitische Lage wird von äußeren Feinden genutzt. Folge sind schließlich die polnischen Teilungen.

Das 19. Jahrhundert steht im Zeichen des Freiheitskampfes des polnischen Volkes. In Europa steigen die Sympathien für das polnische Volk. Es wird zum Symbol des Aufbegehrens aller Unterdrückten. Auch Intellektuelle in den Ländern der Okkupanten, Russland und Deutschland, unterstützen den polnischen Unabhängigkeitswillen.

Das 20. Jahrhundert ist geprägt von der Hoffnung auf Eigenständigkeit und neuem furchtbaren Leid des polnischen Volkes. Das letzte Jahrzehnt des Jahrtausends führt schließlich zu einer polnisch-deutschen Annäherung, die eine neue Etappe der Aussöhnung und des gegenseitigen Austauschs auf allen Gebieten markiert.

Die deutsch-polnischen Beziehungen stehen auch im Mittelpunkt zahlreicher historischer Untersuchungen. Das Literaturverzeichnis verschafft dazu einen kurzen Überblick.


Ein externer Link TS-Quiz zur Geschichte Polens



  

Deutsch-polnische Beziehungen 2

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
Mittelalter



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise




2.) Mittelalter

Um 1000: Unabhängigkeitsbestrebungen der polnischen Kirche

Es verschärft sich die Konkurrenz zwischen der polnischen und deutschen Kirche um die Verwaltungshegemonie: Otto der Große[1] wollte in Magdeburg das Erzbistum des östlichen Abendlandes gründen. Die Entwicklung einer eigenständigen Kirche in Polen aber zerstörte diese Bestrebungen.

Im Jahre 968 wurde das Bistum Posen gegründet und zunächst dem Erzbistum Magdeburg unterstellt. Der polnische König Boleslaw I. Chrobry[2] ließ den von den Pruzzen an der Weichselmündung erschlagenen Missionar Adalbert von Prag[3] in Gnesen beisetzen. Da Kaiser Otto III diesem böhmischen Märtyrer eine besondere Verehrung entgegenbrachte, pilgerte er im Jahre 1000 zu dessen Grab nach Gnesen. Im selben Jahr wurde das Erzbistum Gnesen gegründet, dem ab 1002 Posen eingegliedert wird. Mit diesem Akt entstand eine eigenständige polnische von Deutschland abgetrennte Kirche.


1000-1300: Die Herausbildung politischer und militärischer Verbindungen zwischen Polen und Deutschen

Die polnische Dynastie der Piasten[4], die den ersten geschichtlichen Herrscher Polens (Herzog Mieszko[5]) gestellt hatte, bemüht sich erfolgreich um Verbindungen zu deutschen Adelsgeschlechtern. Daraufhin siedeln sich deutsche Bauern und Ritter im Norden des Landes und in Schlesien an.

Ab 1226 entwickeln sich die militärischen Verbindungen zwischen Polen und Deutschen sehr lebhaft. In den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Pruzzen[6] bittet Herzog Konrad von Masowien[7] die deutschen Kreuzritter um Hilfe. Damit ist ein wichtiger Schritt zur Etablierung der Hegemonie des Deutschen Ordens[8] in Polen getan.

Zwischen 1200 und 1400 dringen aus Asien mongolisch-tatarische Heere nach Westen vor. Sie besetzen große Teile Russlands und versuchen, auch gegen Europa anzustürmen. Polnisch-deutsche Militärverbindungen tragen zum Zurückdrängen der Mongolen bei.

Die Folge der kriegerischen Auseinandersetzung eines polnisch-deutschen Heeres mit den Mongolen bei Liegnitz (Legnica) im Jahre 1241 sind der Beginn von Zerfallserscheinungen im Herrschaftsbereich der Mongolen.


1300-1500: Zunehmende Auseinandersetzungen zwischen Polen und dem Deutschen Ritterorden

Der deutsche Orden kann beträchtliche Landgewinne in polnischen Gebieten verzeichnen.

Die Pomerellen, das Kulmer Land und die Michelau fallen an den Orden.

Der polnische König Kazimierz III[9]. verzichtet auf territoriale Ansprüche im Westen und expandiert nach Osten. Im 15. Jahrhundert gelingt es den Polen zunächst den Einfluss des deutschen Ritterordens zurückzudrängen. Im Jahre 1410 siegen bei der Schlacht von Tannenberg (polnisch Grundwald) Polen und Litauer über den Deutschen Orden. Als sich im Jahre 1454 die Stände Preußens gegen den Deutschen Orden erheben, wird die Landherrschaft schließlich an den polnischen König übertragen. Es entwickeln sich allerdings territoriale Auseinandersetzungen zwischen Polen und Preußen. Der Zweite Thorner Frieden lässt schließlich Danzig, die Pomerellen, Kulm, das Ermland, Marienburg und Elbig an Preußen fallen.



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[1] Otto der Große (eigentlich Otto I) (912-973) ist von 962-973 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Otto wirft Aufstände der Herzöge gegen sich nieder und ordnete das Reich neu. Durch eine geschickte Erbfolgepolitik stehen schließlich alle Herzogtümer im Reich in enger dynastischer Verbindung zum Kaiser. Otto gelingt es, die Grenzen des Reiches sowohl zu sichern, als auch sein Herrschaftsgebiet erheblich auszudehnen.

[2] Boleslaw I. Chrobry (um 966 bis 1025) wird erster König Polens. Er führt die Expansions- und Einigungspolitik seiner Vorgänger weiter. Er unterwirft Schlesien, Kleinpolen und Pommern.

[3] Der heilige Adalbert von Prag (um 956 bis 997) war Bischof und Patron Polens. Nach seiner theologischen Ausbildung an der Domschule zu Magdeburg erfolgt 983 seine Ernennung zum Bischof von Prag. Nach dem Scheitern seiner Missionsbestrebungen in Böhmen, begibt er sich nach Rom. Im Auftrag des Königs Boleslaw I. kommt Adalbert 997 als Missionar nach Polen, wo er noch im selben Jahr von heidnischen Pruzzen (Preußen) getötet wird. Boleslaw lässt seine Gebeine daraufhin in Gnesen bestatten. Adalbert wird im Jahr 999 heilig gesprochen.

[4] Die Piasten stellen das erste polnische Herrscherhaus. Es wird im 9. Jahrhundert begründet und stellt mit Herzog Mieszko ab etwa 960 den ersten Herzog von Polen.

[5] Mieszko I. ist seit etwa 960 der erste Herzog Polens. Er ist der erste historisch belegbare Herrscher über das Siedlungsgebiet der Polanen um Posen und Gnesen. Er schafft während seiner Regierungszeit die organisatorischen Grundlagen für eine Monarchie in Polen. Im Jahre 990 unterstellt Mieszko sein Land dem Heiligen Stuhl. Er stirbt 992.

[6] Bei den Pruzzen (auch Prußen oder Preußen) handelt es sich ursprünglich um baltische Stämme, die in dem Gebiet zwischen Memel und unterer Weichsel ihre Siedlungsgebiete hatten. Es sind zunächst vor allem freie Bauern, die sich in kleineren Stammesverbänden organisieren. Ihre Christianisierung beginnt relativ spät mit der Unterwerfung durch den Deutschen Orden. Im Zuge der Ostkolonialisation durch den Deutschen Orden kommen deutsche Siedler in das Land der Pruzzen. Im 15. Jahrhundert setzt dann eine Verschmelzung der zugewanderten Deutschen mit den ansässigen Pruzzen ein. Die Bezeichnung Preußen geht schließlich nach und nach auf alle Bewohner des Gebiets zwischen Memel und unterer Weichsel, sowie auf das Gebiet der Preußen selbst über.

[7] Konrad von Masowien (1187-1247) erhält im Jahre 1199 die vorläufige herzogliche Gewalt über Masowien und Kujawien. Im Laufe seines Lebens kommen noch andere Gebiete hinzu. Konrad bemüht sich vor allem um den inneren Landesausbau und die Anknüpfung an die hochmittelalterliche deutsche Ostsiedlungsbewegung.

[8] Der Deutsche Orden (auch Deutschritterorden, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden) ist ein im Jahre 1190 während der Belagerung von Akko im Rahmen des 3. Kreuzzuges von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeter Krankenpflegerorden. Im Jahre 1199 wird dieser in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt. Das Zentrum der Ordensaktivitäten verlagert sich bereits im 13. Jahrhundert vom Heiligen Land ins Baltikum. Kaiser Friedrich II. ermächtigt den Orden 1226 in der Goldbulle von Rimini die Heiden des Nordens zu bekehren und selbst in den eroberten Gebieten zu herrschen. Es wird so die Grundlage für den Deutschordensstaat geschaffen. Schließlich wird der Ordensstatt zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht im Ostseeraum. Nach Abschluss der Christianisierung des Baltikums gerät der Orden zunehmend in Gegensatz zu Polen, das durch eine Personalunion mit Litauen verbunden ist. In Litauen konnte der Orden nie Fuß fassen.

Im Jahre 1809 wird der Orden durch Napoleon aufgelöst. Er wird 1834 in Österreich als „Hoch- und Deutschmeisterorden“ wiedergegründet. Im Mittelpunkt steht nun die Wohltätigkeitsarbeit. Von 1938 bis 1945 wird der Orden verboten. Nach 1945 wird er in Österreich und der Bundesrepublik wiederbelebt.

[9] Kazimierz III (der Große) (1310-1370) herrscht von 1333 bis 1370 als König von Polen. Er ist gleichzeitig der letzte und bedeutendste Herrscher der Piasten-Dynastie. Er stärkt durch Anwerbung deutscher Siedler, die Förderung von Städtegründungen und die erstmalige Kodifizierung des polnischen Rechts die Wirtschaft und Verwaltung Polens.



  

Deutsch-polnische Beziehungen 3

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
Frühe Neuzeit



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise





3.) Frühe Neuzeit

Um 1500: Vordringen der Reformation nach Polen

In vielen Gebieten Deutschlands setzt sich zunehmend die Reformation durch. Dadurch geraten Deutsche teilweise in heftigen Gegensatz zum polnischen Katholizismus, wobei reformatorische Ideen auch nach Polen vordringen.

Das Luthertum findet vor allem bei der deutschen Bevölkerung in den großpolnischen Städten und in Krakau Eingang, die zum Teil noch aus der mittelalterlichen Einwanderungswelle stammt. Aber auch neu einwandernde Personen sorgen für die Verbreitung der Lehre. Einzelne großpolnische Adlige finden ebenfalls am Luthertum Gefallen. Besonders in Danzig fallen die Ideen der Reformation auf fruchtbaren Boden. Dort hebt der Rat der Stadt die Klöster auf, zieht das Kirchenvermögen ein und ernennt evangelische Pastoren für die Stadtkirchen.

Der polnische König versucht allerdings, auch mit teilweise rigiden Maßnahmen, die Vormachtstellung der katholischen Kirche zu sichern.

Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts setzt sich auch am polnischen Königshof eine tolerantere Haltung gegenüber der Reformation durch. 1555 wird dem Adel schließlich faktisch das Recht auf Glaubensfreiheit zugestanden. So wird Polen, gerade während des 30jährigen Krieges für viele Protestanten zu einem Zufluchtsort.

Eine große Bedeutung hat die im 16. Jahrhundert gegründete Universität Königsberg in Preußen für die Reformation in Polen.


1500-1600: Polen als Schutzmacht des Deutschen Ordens

Im Jahre 1525 leistet der Hochmeister des Deutschen Ordens den Lehnseid vor dem polnischen König. Auf diese Weise gewinnt er einen Verbündeten gegen die Großmächte Russland und Schweden. Im Jahr 1559 verbündet sich der Deutsche Orden mit Polen in Livland gegen Moskau. 1561 beanspruchen Livland und Riga den Schutz der polnischen Krone in der Auseinandersetzung mit Russland. Dem deutschen Adel bleiben alle seine alten angestammten Rechte (Deutsches Recht, Protestantismus, sozialer Stand) erhalten.

Im 16. Jahrhundert beginnt eine neue Welle deutscher Siedlungsbewegungen in Polen. Unter der Herrschaft der Jagiellonen[10], die das Land bis 1572 regieren, gelangt Polen zur Großmachtstellung in Europa. Es erlebt eine wirtschaftliche und politische Blüte. Die polnische Ostgrenze verläuft ca. 100 km vor Moskau. Es kommt zu einer Ostabwanderung polnischer Bauern. Deshalb werden neue Siedler benötigt. Der polnische Adel siedelt neben polnischen und niederländischen auch deutsche „Waldbauern“ auf abgelegenen Einöden an.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kommt es zu gravierenden innenpolitischen Veränderungen in Polen. Als die Regierungszeit der Jagiellonen endet, folgt in Polen ab 1573 die Zeit der Wahlkönige. Am längsten (45 Jahre) hält sich der Schwede Sigismund III[11]. auf dem polnischen Thron. Er verlegt Polens Hauptstadt nach Warschau.


1600-1800: Verlust der polnischen Großmachtstellung

Polen verliert mehr und mehr seine Großmachtstellung. Um sich gegen innere und äußere Feinde durchzusetzen wird eine Union mit Sachsen angestrebt und schließlich vollzogen. Vor allem mit Russland und Preußen gerät Polen mehr und mehr in Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen. Im Jahre 1697 wird der sächsische Kurfürst Friedrich August zum polnischen König August II[12] gewählt. 1733 marschieren russische Truppen in Warschau ein. Der gewählte polnische Thronanwärter muss zugunsten der Sachsen abtreten.

Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) führt zu einem wirtschaftlichen Ruin Sachsens und Polens durch die preußische Kriegsführung und Politik. Im Jahre 1772 erfolgt die erste Teilung Polens. Das Land wird innenpolitisch immer instabiler. Vor allem die heterogenen Interessen des polnischen Adels verhindern die Lösung überlebenswichtiger Probleme. Russland, Österreich und Preußen nutzen diese Konflikte aus. Polen verliert ein Drittel seines Gebietes. Westpreußen geht an Preußen und Galizien an Habsburg.

Der polnische Staat bemüht sich um Reformen. An einem erneuten Erstarken Polens ist den Teilungsmächten aber nicht gelegen. Die russische Zarin Katharina II verbietet die Anwendung einer vom polnischen Sejm 1791 beschlossenen Verfassung, die Polen in eine konstitutionelle Erbmonarchie umwandeln soll. Daraufhin kommt es in Polen zu einem Aufstand, dem 1792 die zweite Teilung Polens folgt. Die Sejmabgeordneten werden gezwungen, die Hälfte des verbliebenen polnischen Reiches an die Teilungsmächte Russland und Preußen abzutreten. An Preußen fallen Danzig, Thorn, Teile Masowiens und Großpolens. Es kommt zu einem Aufstand unter Tadeusz Kosciuszko[13], der allerdings im Jahre 1794 durch preußische und russische Truppen niedergeschlagen wird. In der Konsequenz wird Polen 1795 ein drittes Mal aufgeteilt. Preußen erhält: Masowien, Bialystok, Suwalki. Warschau bleibt bis 1806 preußisch.



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[10] Grundstein der in Polen über viele Jahre führenden Jagiellonendynastie legt die Hochzeit der ungarischen Fürstentochter Jadwiga und des Großfürsten Jagiello von Litauen, die nach dem 1370 ohne direkten Nachkommen verstorbenen polnischen König Kasimir des Großen die Herrschaft in Polen übernehmen. Krakau wird zur Hauptstadt des ausgedehnten Jagiellonenreiches (vereinigtes Polen und Litauen).

[11] Sigismund III (1566-1632) war ursprünglich schwedischer Thronfolger. Er wird wegen seiner Politik der Gegenreformation im protestantischen Schweden 1599 vom Reichstag abgesetzt. In Polen hält er sich bis zu seinem Tode auf dem Thron.

[12] August II (auch der Starke) (1670-1733) stellt nach dem Tod des polnischen Königs Johann Sobieski im Jahre 1696 Ansprüche auf den polnischen Thron. Um sein Ziel zu erreichen, konvertiert er sogar zum Katholizismus. 1697 wird er zum polnischen König gewählt. Er muss 1706 zugunsten von Stanislaw Leszczynski auf die polnische Krone verzichten. Nach dem Sieg der Russen über die Schweden bei Poltawa beginnt August mit der Rückeroberung Polens. Er gewinnt schließlich die polnische Krone zurück. 1719 wird er offiziell als polnischer König bestätigt. Er stirbt in Warschau.

[13] Tadeusz Andrzej Bonaventura (1746-1817) geht in die Geschichte als polnischer Offizier und Freiheitskämpfer ein. Er begibt sich  1776 nach Amerika, um am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilzunehmen. Im Jahre 1784 kehrt er nach Polen zurück und leitet ab 1794 den Freiheitskampf in Polen. Jedoch endet der Aufstand mit einer Niederlage. Nach 1798 lebt Bonaventura in Frankreich und in der Schweiz und kämpft weiter vergeblich für die polnische Sache.



  

Deutsch-polnische Beziehungen 4

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
19. Jahrhundert



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise





4.) Das 19. Jahrhundert 

1800-1850: Kampf um Wiedererlangung der polnischen Selbständigkeit

Das Jahrhundert ist geprägt von Bestrebungen der Wiedererlangung der Einheit und Selbstständigkeit Polens. Diese Bewegung wird von großen Teilen der europäischen Intelligenz mit Sympathie begleitet.

Polnische Beamte finden nur selten Zugang zu den zentralen Verwaltungsbehörden. Jedoch sind viele geringere Landratsposten mit Polen besetzt. Man versucht, vor allem im Schulwesen, die Germanisierung so weit wie möglich zu verhindern bzw. zurückzudrängen. Religion und Muttersprache werden als „höchste Heiligtümer der Nation“ von der Obrigkeit geachtet.

Das Aufeinanderprallen preußischer  und polnischer Traditionen fördern bei der polnischen Bevölkerung mehr und mehr die Entwicklung eines Nationalbewusstseins und eines Bedürfnisses, die fremden Eindringlinge abzuschütteln. Im Jahre 1815 beschließt der  Wiener Kongress die Schaffung eines „Königreichs Polen“ aus dem Herzogtum Warschau in einer Personalunion mit Russland. Der russische Zar wird gleichzeitig als polnischer König eingesetzt. Theoretisch wird den Polen die Zusicherung der Einheit der polnischen Nation durch Sprache und freien Verkehr (Freizügigkeit) gegeben. Der Westteil des Landes geht nun als Großherzogtum Posen an Preußen, Galizien bleibt bei Österreich, Krakau wird „freie Stadt“.

Es kommt auch zu Aufständen der Polen in den russisch besetzten Gebieten. Nach Deutschland ziehende geschlagene Aufständische werden dort von der sympathisierenden Bevölkerung teilweise begeistert unterstützt. Höhepunkt ist das Fest auf dem Hambacher Schloss 1832 mit der gemeinsamen Parole „Für unsere und Eure Freiheit!“


1850-1900: Aufstände und Repressionen

Es kommt zu zahlreichen Aufständen in den einzelnen besetzten Gebieten. Es entstehen Emigrationswellen von Polen in verschiedene Länder der Welt. Dem Streben nach einem homogenen deutschen Nationalstaat steht nun immer mehr das Streben der Polen nach einem eigenen Nationalstaat entgegen. Es kommt auch zu tiefgreifenden Auseinandersetzungen auf kulturellem Gebiet. Reichskanzler Bismarck[14] entzieht der Kirche die Aufsicht über die Schule. Dies sehen die Polen als einen gezielten Schlag gegen die katholische Kirche und reagieren mit Gegenwehr. Die deutsche Obrigkeit will dieser mit einer gezielten Germanisierung begegnen. Im Jahre 1876 wird Deutsch als alleinige Amtssprache im preußischen Teilgebiet proklamiert. In den Jahren 1885/1886 werden die aus dem Königreich Polen stammenden jüdischen und polnischen Wanderarbeiter ausgewiesen. Dies erfolgt in sehr harter Form und stößt nicht nur bei den Polen, sondern auch bei der Reichstagsmehrheit des Kaiserreichs auf harsche Kritik.



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[14] Bismarck, Otto Eduard Leopold, Graf von (1815-1898) wird 1871 erster Kanzler des Deutschen Reiches und behält diesen Posten bis 1890 inne.




  

Deutsch-polnische Beziehungen 5

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
20. Jahrhundert



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise





5.) Das 20. Jahrhundert 

1900-1939: Wiedererlangung der polnischen Unabhängigkeit

1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Der polnische Offizier Jozef Pilsudski[15] versucht die Chance Polens, seine Selbständigkeit wiederzuerlangen, zu nutzen. Er hofft auf die Niederlage Russlands und der Mittelmächte. Zunächst kämpft er mit seinen Verbänden auf österreichischer Seite und verbündet sich schließlich mit den Westmächten. Im Jahre 1916 kommt es zur Proklamation eines „Königreichs Polen“ ohne souveräne staatliche Kompetenzen. Es gibt Diskussionen wie die Gebiete Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen zurückzugewinnen seien. Im Januar des Jahres 1918 fordert Präsident Wilson[16] die Schaffung eines unabhängigen polnischen Staates. Im November bricht die deutsche Verwaltung in Warschau zusammen. Pilsudski kehrt aus der Festung Magdeburg nach Polen zurück. Er wird Staatschef des wieder unabhängigen Polen. 1919 legt der Vertrag von Versailles die Westgrenze Polens fest. Nach einer Volksabstimmung bleibt der südliche Teil Ostpreußens beim Deutschen Reich. In Oberschlesien findet 1921 eine Volksabstimmung statt. 60% votieren für Deutschland, 40 % für Polen. Schließlich kommt es zur Teilung Oberschlesiens: Gleiwitz, Beuthen, Hindenburg blieben deutsch, Kattowitz wird polnisch.

Es kommt zu wachsenden Spannungen zwischen Polen und Deutschland.

Der Abschluss eines Nichtangriffspaktes mit Deutschland im Jahre 1934 soll Polen formal vor einem neuen Überfall durch ein ehemaliges Besatzerland schützen.


1939-1945: Der deutsche Überfall auf Polen im Zweiten Weltkrieg

Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besiegelt der sogenannte „Hitler-Stalin-Pakt“ mit seinem geheimen Zusatzprotokoll die Abgrenzung der Interessen Berlins und Moskaus in bezug auf Polen. Am 01. September des Jahres marschiert die deutsche Armee ohne Kriegserklärung in Polen ein. Da die Rote Armee ab 17. September aktiv in die Kampfhandlungen eingreift, ist bereits nach 18 Tagen die militärische Niederlage Polens unabwendbar. Die Sowjetunion und das Deutsche Reich teilen sich entlang der Demarkationslinie das Territorium auf. Polen hört wieder auf, als Staat zu existieren. Dabei haben die deutschen Besatzer schon bald mit aktivem polnischen Widerstand zu kämpfen. Das brutale Vorgehen der SS und der von den Deutschen gestellten Milizen verstärken den Hass auf die Besatzungsmacht. Ein von den Deutschen vorgesehenes Germanisierungsprogramm hat das Ziel, die polnische Bevölkerung aus den besetzten Gebieten auszutreiben und zu versklaven, sowie die Intelligenz zu vernichten.

Ein Fünftel aller Polen hat am Ende des Krieges das Leben eingebüßt.

Im Jahr 1944 verzeichnet die Rote Armee immer mehr Gebietsgewinne im Westen. Mit ihrem Eindringen auf das Gebiet des Deutschen Reiches verlassen viele Deutsche zwangsweise ihre Heimat. Das Schicksal der Vertriebenen stellt eine weitere Tragödie des Krieges dar.

Das Potsdamer Abkommen legt am 02. 08. 1945 neue Nachkriegsgrenzen fest. Die polnische Grenze wird nach Westen verschoben. Alle Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie fallen an Polen. Es werden zahlreiche Deutsche aus den zu Polen gehörenden Gebieten umgesiedelt. Insgesamt verlassen Polen bis 1950 ca. 3,2 Millionen Deutsche.


Nach 1945: Beziehungen zwischen der Volksrepublik Polen und den beiden deutschen Staaten

Polen ist sowjetisch dominiert. Die beiden nach dem Krieg entstandenen Staaten betreiben in bezug auf Polen eine unterschiedliche Politik. Die Außenpolitik wird durch die jeweilige Supermacht (USA, UdSSR) diktiert. Mit der dem sozialistischen Ostblock zugeordneten DDR wird eine freundschaftliche Zusammenarbeit aufgebaut. Zwischen  der BRD und Polen gestalten sich die Beziehungen lange Zeit schwierig. Ein Hauptgrund dafür ist der Streit über die endgültige Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze.

Auf der 4. Tagung der Konferenz der Stellvertretenden Außenminister der vier Großmächte 1947 in Moskau bestreiten die Westmächte den endgültigen Charakter der Potsdamer Entscheidung hinsichtlich der deutsch-polnischen Grenze. Dies wird von der Sowjetunion stark kritisiert. Gleichzeitig protestiert Polen gegen die Infragestellung der Oder-Neiße-Linie.


1949-1990: Beziehungen zwischen VR Polen und DDR

Am 12. 10. 1949 erklärt der Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl[17], in seiner ersten Regierungserklärung, dass die DDR die Westgrenze Polens endgültig anerkennt. Am 18. 10. 1949 erkennt Polen die DDR an und nimmt mit ihr diplomatische Beziehungen auf. Im Juni 1950 unterzeichnen Polen und die DDR in Görlitz schließlich ein Abkommen über die Markierung der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße.

Im Jahre 1953 gibt die polnische Regierung in einer Erklärung ihren Verzicht auf weitere Wiedergutmachung seitens der DDR bekannt.

1955 erklärt Polen den Kriegszustand mit Deutschland für beendet. Dieser Beschluss bezieht sich auf eine adäquate Entschließung des Obersten Sowjets der UdSSR. Im selben Jahr unterzeichnen Albanien, Bulgarien, die ČSSR, DDR, Polen, Rumänien, Sowjetunion und Ungarn einen Beistands- und Freundschaftspakt (Warschauer Pakt).

Ein auf 20 Jahre ausgelegtes Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit wird 1967 zwischen Polen und der DDR unterzeichnet. Grundlage dafür bilden die gegenseitige Anerkennung der territorialen Integrität beider Staaten und die Aufforderung an die BRD die Grenze zur DDR und zwischen DDR und Polen zu respektieren.

Im Jahre 1971 kommt es zur Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Polen und der DDR über den Grenzverkehr. Mit dem Inkrafttreten dieses Abkommens (1. Januar 1972) wird die Grenze für Staatsangehörige beider Länder offen.

In den 70er und 80er Jahre finden zahlreiche gegenseitige Partei- und Staatsbesuche zwischen der DDR und der VR Polen statt. Der kulturelle und wirtschaftliche Austausch wird intensiviert.

Die von Solidarnosc geführten Demokratisierungsbestrebungen finden zwar in der Bevölkerung der DDR Widerhall, stoßen aber auf rigide Abgrenzungsversuche seitens der Staatsführung der DDR.


1949-1990: Beziehungen zwischen VR Polen und BRD

Am 20. September 1949 spricht sich Bundeskanzler Adenauer[18] in seiner ersten Regierungserklärung gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze aus.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern bleiben aufgrund des Grenzproblems gespannt. Im Jahr 1957 erklärt sich W. Gomulka[19] (1. Sekretär der PVAP) bei einer Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die BRD bereit, die Beziehungen Polens zur Bundesrepublik zu normalisieren. Die Bundesregierung ist dazu noch nicht bereit.

Dennoch gehen die Bemühungen um eine gegenseitige Annäherung weiter. Ein dreijähriges Handelsabkommen zwischen Polen und der BRD wird 1963 unterzeichnet. Einen besonderen Meilenstein markiert dabei das Jahr 1970. In diesem Jahr besucht Bundeswirtschaftsminister Schiller[20] als erstes Mitglied der Bundesregierung offiziell die VR Polen.

Am 12. August wird der Moskauer Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion geschlossen. Darin verzichtet die deutsche Seite auf Gebietsansprüche und bezeichnet die Oder-Neiße-Grenze und die Grenze zur DDR als unverletzlich.

Im Oktober des Jahres wird ein langfristiges Abkommen zwischen der BRD und Polen über den Warenverkehr und die Zusammenarbeit auf wirtschaftlich-technischem Gebiet abgeschlossen. Am 07.12. kommt es zur Unterzeichung des Warschauer Vertrages. Dieser bildet die Grundlage der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Eine besondere Bedeutung hat dabei der Besuch von Bundeskanzler Brandt[21] an der Spitze der deutschen Delegation in den Warschauer Gedenkstätten. Weltweite Beachtung ruft der Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettos hervor.

In den Jahren 1972-1980 kommt es zur Unterzeichnung verschiedener Abkommen zwischen BRD und Polen (Fischereiabkommen, Abkommen über die Entwicklung der wirtschaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit, über den zivilen Luftverkehr, über kulturelle Zusammenarbeit u.a.) Es erfolgen gegenseitige Staatsbesuche. Im Jahr 1972 werden offiziell diplomatische Beziehungen zwischen der BRD und Polen aufgenommen. Wichtiger Höhepunkt für den weiteren Friedensprozess in Europa ist 1975 die Unterzeichnung der Schlussakte der KSZE in Helsinki. Es wird darin die Unantastbarkeit der Grenzen und der territorialen Integrität der europäischen Staaten betont. 1977 findet in Bonn findet das erste „Forum Bundesrepublik Deutschland – VR Polen“ statt. Daran nehmen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Intellektuelle teil. Hauptdiskussionsthema ist die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Im selben Jahr besucht Bundeskanzler Schmidt[22] Polen.

In den Jahren 1983-1989 gibt es nach Aufhebung des Kriegsrechts in Polen weitere Annäherungsversuche zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der VR Polen.


1990-2003: Beziehungen zwischen Polen und dem wiedervereinten Deutschland

Nach der deutschen Vereinigung werden Anstrengungen unternommen, eine neue Qualität der Beziehungen zwischen Polen und Gesamtdeutschland zu erreichen. Es werden neue Abkommen abgeschlossen und die Zusammenarbeit wird auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet ausgebaut.  Im Jahr 1990 wird ein Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Bestätigung der zwischen ihnen bestehenden Grenze abgeschlossen.

Im 17. Juni 1991 wird der Vertrag zwischen BRD und Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit abgeschlossen. Im Zusammenhang mit diesem Vertrag  kommt es zur Unterzeichnung einzelner Abkommen und Vereinbarungen: über das Deutsch-Polnische Jugendwerk, Vereinbarung über die Bildung eines Deutsch-Polnischen Umweltrates, Notenwechsel über die Einrichtung der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit.

Im Jahr 1998 beginnen die offiziellen Beitrittsverhandlungen Polens mit der EU. Gemeinsam mit Ungarn und Tschechien wird Polen 1999 in die NATO aufgenommen.

Das Jahr 2003 markiert den Beginn der Schaffung der offiziellen Rahmenbedingungen für Polens Beitritt zur EU im Jahre 2004.



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[15] Jozef Klemens Pilsudski (1867-1935) prägt den Verlauf der polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert entscheidend. Bereits während seiner Studentenzeit engagiert er sich in der sozialistischen Bewegung, die sich für die Unabhängigkeit Polens von Russland einsetzt. Wegen angeblicher Beteiligung an einer Verschwörung zur Ermordung des Zaren Alexander III wird er von russischen Behörden festgenommen und, obwohl ihm keine Schuld nachgewiesen werden kann, nach Sibirien verbannt. Pilsudski kehrt 1892 aus der Verbannung zurück und beteiligt sich an der Gründung der Polnischen Sozialistischen Partei , deren Ziel vorrangig im Kampf für die Unabhängigkeit Polens besteht.  Im I. Weltkrieg kämpfte Pilsudski auf Seiten der Mittelmächte gegen Russland. Einem von den Mittelmächten für das Königreich Polen eingesetzten Staatsrat gehörte auch Pilsudski an. 1917 wird er von den Deutschen verhaftet, da er eine unabhängige polnische Regierung fordert. Nach seiner Freilassung 1918 kehrt er nach Warschau zurück, wird Oberbefehlshaber der polnischen Armee und übernimmt schließlich als Staatschef auch die politische Macht in der polnischen Republik. Obwohl Pilsudski 1922 unter der neuen demokratischen Verfassung auf die Kandidatur für das Präsidentenamt verzichtet und als Generalstabschef zurücktritt, bleibt er bis zu seinem Tode der starke Mann in Polen. Von 1926 bis 1935 ist er Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Truppen. 1933 erwägt er einen Präventivkrieg gegen Deutschland, stößt aber bei Frankreich auf Ablehnung, was schließlich zum Abschluss des Nichtangriffspaktes mit Hitler führt.

[16] Thomas Woodrow Wilson (1856-1924) ist von 1913 bis 1921 Präsident der USA. Außenpolitisch spielt er eine bedeutende Rolle bei der Gründung des Völkerbundes.

[17] Otto Grotewohl (1894-1964) ist von 1949 bis 1964 Ministerpräsident der DDR.

[18] Konrad Adenauer (1876-1967) ist von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er prägt während  seiner langen Amtzeit wesentlich die Außen- und Innenpolitik der Bundesrepublik. Sein wichtigstes außenpolitisches Ziel, ist die Westintegration der Bundesrepublik.

[19] Die Politik Wladyslaw Gomulkas (1905-1982) prägt die Nachkriegspolitik Polens entscheidend. Sein bereits frühes Engagement in der kommunistischen Partei bringt ihn mehrmals ins Gefängnis. Während des II. Weltkriegs kämpft er im polnischen Widerstand. Zwischen 1945 und 1949 ist der stellvertretender Ministerpräsident und Minister „für die wiedergewonnenen Gebiete“ im Westen Polens. Gomulka versucht einen gegenüber der sowjetischen Staatsführung unabhängigen Kurs zum Sozialismus zu verfolgen. Dies führt zu seiner Verhaftung im Jahre 1951. Erst 1954 wird er im Zuge der Entstalinisierung entlassen und rehabilitiert. Er wird erster Sekretär des Zentralkomitees der Partei und übernimmt damit eine führende Rolle in Polen. Er muss allerdings nach den schweren Unruhen 1970 zurücktreten.

[20] Karl Schiller (1911-1994) ist zwischen 1966 bis 1972 Bundeswirtschaftsminister. Schließlich gerät er wegen seines Sparkonzepts zunehmend in Konflikt mit seiner Partei. Er muss als Wirtschafts- und Finanzminister zurücktreten.

[21] Willy Brandt (1913-1992) ist zwischen 1969 und 1974 der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er ergänzt die von Adenauer in der Ära des Kalten Krieges begründete Westintegration der BRD durch eine Politik der Verständigung und Aussöhnung mit Osteuropa.

[22] Helmut Schmidt (*1918) ist zwischen 1974 und 1982 der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik. Seine Amtszeit ist geprägt von Problemen der schwersten Weltwirtschaftskrise seit 1929 und durch die Verschärfung der innenpolitischen Situation als Folge der Mordanschläge der linksterroristischen Rote-Armee-Fraktion. Er wird nach einem konstruktiven Misstrauensvotum von Helmut Kohl als Bundeskanzler abgelöst. Seit 1983 wirkt Schmidt an der Mitherausgabe der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ mit.



  

Deutsch-polnische Beziehungen 6

Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen
Literaturhinweise



Zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 
von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert – ein Überblick
B. Seidel-Dreffke


1. Einführung
2. Mittelalter
3. Frühe Neuzeit
4. 19. Jahrhundert
5. 20. Jahrhundert
6. Literaturhinweise




6.) Literaturhinweise

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