09.11.2011

Warum nur konnte er nicht lieben

Warum nur konnte er nicht lieben?



Warum nur konnte er nicht lieben? Die Gogolforschung und ihre Mystifikation einer Neigung.

In: Forum Homosexualität und Literatur 20 (1994), Siegen 1994, S. 29 - 41.


Sie waren süß und quälend zugleich, diese schlaflosen Nächte. Er saß krank im Sessel. Ich neben ihm. Der Schlaf wagte nicht, meine Augen zu streifen. Es schien, als achte er schweigend und unfreiwillig die Heiligkeit der Nachtwache. Schon seit zwei Nächten sagten wir einander du. Wieviel näher war er mir dadurch! Er saß da - noch immer so sanft, ruhig und schicksalsergeben. Mein Gott, mit welcher Freude, mit welcher Heiterkeit würde ich seine Krankheit auf mich nehmen, und, wenn mein Tod ihm die Gesundheit zurückbringen könnte, mit welcher Bereitwilligkeit würde ich mich opfern. [...] Diese Nacht war ich nicht bei ihm. [...] Ich sah ihn mit den Augen meiner Seele. Ich beeilte mich, am Morgen des folgenden Tages zu ihm zu gehen und fühlte mich dabei wie ein Verräter. Er lag noch im Bett, als er mich begrüßte. Er sah mir mit jenem engelsgleichen Lächeln entgegen, mit dem er mich für gewöhnlich willkommen hieß. Er gab mir die Hand. Drückte sie liebevoll. »Du bist mir untreu geworden.« - »Mein Engel«, sagte ich zu ihm. »Ich habe selbst wie du gelitten. Ich habe mich die ganze Nacht gequält [...]« [...] Er drückte meine Hand. Wie wog das all die Leiden auf, die mir die vergangene Nacht eingebracht hatte. [1]
Diese Zeilen schrieb der russische Schriftsteller Nikolai W. Gogol im Gedenken an seinen dreiundzwanzigjährigen Freund Iosif Michailowitsch Wielgorski [2], der im Jahre 1839 in Rom an Schwindsucht starb. Mit für ihn einzigartiger Offenheit beschreibt der Schriftsteller seine Gefühle und Gedanken, die von jenem Wechselspiel aus Leid und Schmerz berichten, dem Gogol in jener Zeit ausgesetzt war. Es ist nicht nur das Pathos, mit dem man eines Dahingegangenen gedenkt, wie uns manche Gogolforscher glauben machen wollen. Seine Worte sind voller Zärtlichkeit, voll gespannter Erregung, die in einer »üblichen« Beziehung zwischen zwei Männern kaum mit einer solchen Intensität hervorbrechen würde:
Ich ging um 10 Uhr zu ihm. Er war schon über eine Stunde allein. Seine Gäste waren schon seit langem gegangen. Er war allein und [...] Langeweile spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Er sah mich. Bewegte leicht die Hand. »Du mein Retter!« sagte er zu mir. Sie klingen mir bis heute in den Ohren, diese Worte. »Du mein Engel! Hast du dich gelangweilt?« »Und wie ich mich gelangweilt habe!« antwortete er mir. Ich küßte ihn auf die Schulter. Er bot mir seine Wange dar. Wir küßten uns. Er drückte noch immer meine Hand. [3]
Dieser in der Forschung relativ wenig beachtete Text mit dem Titel Nächte in der Villa (Notschi na ville) aus dem Jahre 1839 enthält doch klare Hinweise zur Lösung eines Problems, das Gogolforscher bereits seit Generationen beschäftigt: das Sexualleben des Schriftstellers. In beinahe allen Untersuchungen zu Leben und Werk des Dichters werden wir kontinuierlich mit derselben Frage konfrontiert: Warum nur konnte er nicht lieben? Man tastet sich am Rande des Problems entlang, erfindet die seltsamsten Antworten und fürchtet sich vor einer Antwort am meisten, die da lauten könnte: Er liebte, aber er liebte die Männer mehr als die Frauen.

Tatsächlich kann man Gogol keine einzige Liebesbeziehung zu einer Frau nachweisen. Verbindungen zu Damen der Gesellschaft (Aleksandra O. Smirnowa [4], Marija P. Balabina [5]) waren rein geistiger Natur und von didaktischen Intentionen geprägt. Seine Briefe an diese Frauen wie auch an seine Schwestern zeigen, daß es ihm vor allem darauf ankam, Lebenserfahrungen zu vermitteln bzw. philosophische Gedanken auszutauschen. Obwohl Gogol in seinen Briefen insgesamt sehr zurückhaltend ist, sind doch bezeichnenderweise seine Schreiben an Männer von weitaus tieferen Gefühlen geprägt als die an weibliche Korrespondentinnen.
Auffällig ist auch, daß gerade die im Jahre 1839 geschriebenen Briefe an seine Freunde Hinweise auf einen zutiefst depressiven Gemütszustand Gogols enthalten, der bei ihm durch die Krankheit und den Tod des jungen Grafen Wielgorski hervorgerufen wurde. [6] Noch ein weiterer Umstand regt zum Nachdenken an. Von den Nächten in der Villa sind nur Fragmente erhalten. Die Beschreibung der ersten und der letzten Nacht ist vorhanden, der Zwischenteil fehlt, und der Text bricht am Ende mitten im Satz ab. Hatte Gogol einen Grund, den vielleicht zu offenherzigen Mittelteil zurückzuhalten, oder haben beflissene Nachlaßverwalter das eliminiert, was Gogol in ein für die Nachwelt unrühmliches Licht hätte bringen können?

Die Literaturwissenschaft jedenfalls baute sich ihr mehr oder weniger phantastisch anmutendes Bild von Gogols Liebesleben auf, das alle Schattierungen aufweisen durfte, nur die eine, besonders naheliegende nicht.

Für die sowjetische Gogolforschung war Sexualität insgesamt jahrzehntelang ein Tabu. Deshalb wird hier die Problematik geschickt umgangen, indem man das Privatleben des Autors relativ unbeachtet läßt, sich auf soziale Konflikte im Werk konzentriert, das Werk als objektiviertes Produkt des Schaffensprozesses betrachtet, um sich damit auch gleichzeitig gegen die bürgerliche Literaturwissenschaft abzugrenzen. Manch einer lobt auch Gogols »bewußte Enthaltsamkeit« oder versucht unter starken Anstrengungen doch noch Anhaltspunkte für Beziehungen Gogols zu Frauen, und mögen sie auch noch so vage sein, zu konstruieren. [7] Ein sowjetischer Forscher allerdings (Iwan D. Jermakov [8]) nutzte die zu Beginn der zwanziger Jahre noch herrschende relative Freiheit des wissenschaftlichen Wortes und veröffentlichte eine Studie, die Gogols Biographie im Lichte Freudscher Psychoanalyse interpretiert. Er legte damit zugleich den Grundstein für die sich im Westen nach dem zweiten Weltkrieg herausbildende psychoanalytische Richtung der Gogolforschung. Jermakov konstatiert eine ablehnende Haltung Gogols gegenüber dem Vater (gegen diese These spricht die Ehrerbietung, mit der Gogol in seinen Briefen mit dem Vater und über ihn spricht) und einen Ödipuskomplex in bezug auf die Mutter. Wichtige Charakterzüge Gogols seien ein ausgeprägter Narzißmus und Autoerotismus gewesen.

In der westeuropäischen und amerikanischen Gogolforschung nahmen die Spekulationen um die Sphinx Gogol grandiose Ausmaße an. Auf jeden Fall sei er unnormal, schizophren, dämonisch. Seine Persönlichkeit flößt Angst ein. So interessant und tiefgründig die Untersuchungen insgesamt auch sein mögen, die Person Gogol steht in keinem günstigen Licht.
Maximilian Braun beginnt seinen biographischen Exkurs damit, daß Gogol nicht ganz normal gewesen sei:
»Alles in allem können Gogols wichtigste Charakterzüge wie folgt zusammengefaßt werden: eine sehr ausgeprägte Neigung zu starken, oft paradoxen Kontrasten; eine zwielichtige, in irgendeiner Weise gestörte Einstellung zum Sexus, ein ständiges Bedürfnis, sich 'unterwegs' zu fühlen, irgendwelchen fernen, noch nicht klar erkennbaren Zielen zuzustreben, ein hypochondrisch gefärbtes Interesse für ungesunde deprimierende Erscheinungen und Symptome. Es kann erwartet werden, daß sich solche Eigenschaften auch in Gogols künstlerischem Schaffen auswirken.« [9]
Varianten zu und Gründe für die sexuelle Ausnahmestellung Gogols gibt es in der Forschung in unermeßlicher Fülle. Der Spannbreite werden kaum Grenzen gesetzt. Gogols erstes sexuelles Verlangen soll auf die leibeigenen Dienstmädchen der Mutter gerichtet gewesen sein. Von diesem Erlebnis sei bei ihm ein schwerer moralischer Schock zurückgeblieben. [10]
Beliebt ist auch die These von einer angeblichen Impotenz Gogols, die man auch als Symbole in Gogols Werken exemplifiziert fände, zum Beispiel in seiner Erzählung Die Nase (Nos):
»This nasal appendage, suddenly endowed with an independent existence, may well have a sexuell significance that escaped the autor. An impotent Gogol chose to imagine a part of himself.« [11]
In Anlehnung an Freudsche Thesen wird Gogols Liebesleben auch von Hugh Mc Lean [12], Daniel Rancour-Laferriere [13], Frederik Driessen [14], Alexander Obolensky [15] u. a. interpretiert. Es wird festgestellt, daß Triebbefriedigung bei Gogol immer mit Angst verbunden war. Vor allem die Angst vor dem Vater sei es gewesen, die Gogol in die religiöse Askese trieb. Mc Lean schließt nicht aus, daß Gogol auf seiner ständigen Suche nach Liebe auch Männerfreundschaften als Rettung aus dem Dilemma des Liebesdefizits angesehen habe. Allerdings überwinde er auch dieses Stadium schnell und neuerliche Objektwahl führe ihn schließlich zu Tieren und Dingen. Einige Forscher (z. B. James B. Woodward [16]) stellen fest, daß sich in einigen Werken (unter anderem in den Toten Seelen [Mjortvyje duschi]) ein ständiges Wechseln der Geschlechterrollen ereigne. So erscheine die männliche Person Manilow mit weiblichen Attributen behaftet, während die weibliche Person Korobotschka für Männer typische Eigenschaften aufweise. Leider geht Woodward bei der Interpretation von so gearteten Darstellungen nicht über den von ihm selbst gesteckten Rahmen der Symboldeutung hinaus.

Von verschiedenen Forschern wird auch eine sado-masochistische Veranlagung des Dichters nicht ausgeschlossen. [17] Ein dämonischer Gogol, der den Anfechtungen eines ihn in die Tiefe reißenden dunklen und undurchsichtigen Unterbewußtseins verfallen ist und immer mehr in den Strudel unkontrollierbarer aber auch nicht realisierbarer Leidenschaft gerät - das ist das Bild des russischen Dichters, das vor uns entsteht, wenn wir die Untersuchungen zu seinem Sexualleben betrachten.

Ein Wissenschaftler allerdings hatte den Mut, sich bereits im Jahre 1976 mit Hinweisen auf eine offensichtlich bei Gogol vorhandene homosexuelle Neigung auseinanderzusetzen - Simon Karlinsky. [18]
Karlinsky erklärt die jahrzehntelange Zurückhaltung in bezug auf eine offene Beschreibung von Gogols Homosexualität in seinem Vorwort:
»One of the finest of western biographers of Gogol, Vsevolod Setchkarev, had intentended to treat this subject [Homosexualität, B. S.-D.] in the original german version of his book (published in Berlin in 1953). He decided not to do so when a senior colleague said that he would try to ruin Setchkarev.s academic career if his book asserted the fact of Gogols homosexuality.« [19] 
Obwohl sich die Zeiten geändert haben und Jahrzehnte vergangen sind, tut sich die Gogolforschung immer noch schwer damit, eine Tatsache wenigstens ins Kalkül zu ziehen, die derartig offensichtlich ist.
Man kann Karlinsky vollkommen zustimmen, wenn er feststellt:
»[...] an examination of Gogols homosexual orientation within the context of his biography and writings may provide the missing key to the riddle of his personality.« [20] 
Nun soll die These, daß Gogol homosexuell war, unter anderem mit Hilfe der Argumentation Karlinskys dargelegt werden. Auf diese Weise ist es meiner Meinung nach möglich, ein genaueres und tiefgründigeres Bild von der Person Gogol zu erhalten.

Der amerikanische Wissenschaftler zeichnet das Bild Gogols vor dem Hintergrund einer kenntnisreichen Beschreibung der Petersburger kulturellen Situation, in der im 19. Jahrhundert auch mehr oder weniger öffentlich bekannte homosexuelle Kreise eine Rolle spielten. Es existierte ein Kreis um den holländischen Botschafter Theodore van Hukeren. Der Schriftsteller Philip Oigel (Wiegel) und der Bildungsminister Sergej S. Uwarow machten keinen großen Hehl aus ihrer homosexuellen Veranlagung. In den gehobenen Gesellschaftskreisen scheint eine gewisse Toleranz in bezug auf Homosexualität geherrscht zu haben. Zum Beispiel hat sich Puschkin über solche Beziehungen relativ verständnisvoll geäußert. Es stellt sich nun die Frage, warum sich Gogol derartig schwer damit tat, unverkrampfter mit seiner Neigung umzugehen. Karlinsky weist die Gründe dafür überzeugend nach. Einerseits muß man davon ausgehen, daß Gogol niemals wirklich zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen St. Petersburgs gehört hat. Aber der Hauptgrund bestand andererseits zweifellos in seiner tiefen Religiosität, die ihm von Kindheit an vor allem durch seine Mutter vermittelt wurde. Immer und immer wieder erinnerte er sich später an deren Schilderungen der furchtbaren Qualen, die die Sünder beim Jüngsten Gericht zu erdulden haben. Diese religiöse und soziale Prägung legt es nahe, daß Gogol selbst seine Gefühlsregungen als Sünde verstand.

Der äußerlich unterdrückte Trieb behielt allerdings seine explosive Kraft und eroberte sich einen festen Platz in Gogols Unterbewußtsein, von wo aus er sich in unterschiedlich verschlüsselter Symbolik in Gogols Werken materialisierte. Bevor der Einfluß des Unbewußten auf Gogols Wirken genauer betrachtet wird, soll seine immerwährende Suche nach einer festen Freundschaft zu einem Mann kurz umrissen werden. Gogol erfuhr in den Momenten, in denen er sich aus seinem inneren Versteck herauswagte, meistens Ablehnung und Unverständnis. Vielleicht liegt ein Grund für das Scheitern angestrebter Liebesbeziehungen auch darin, daß ihn die Angst vor völliger Offenbarung daran hinderte, offen zu sich und dem anderen zu sein.

Karlinsky stellt fest, daß sich bereits in den Gymnasialjahren in Neschin Bestrebungen Gogols zum Aufbau einer Jungenfreundschaft bemerkbar machten, die zu mehr tendierten, als es in einer Freundschaftsbeziehung zwischen Knaben gleichen Alters üblich war. Er weist in diesem Zusammenhang auch auf Besonderheiten im Verhalten Gogols hin, die ihn von anderen unterscheiden mußten und deshalb in Erinnerungen von Zeitgenossen und Biographien immer wieder besonders herausgestrichen wurden. Gogol liebte es, sich besonders gut und auffallend zu kleiden, er beschäftigte sich mit Handarbeiten, widmete sich der Kochkunst, spielte als Jüngling im Theater des Gymnasiums oft mit großem Erfolg Frauenrollen. [21]

Die erste tiefgehende Freundschaftsbeziehung verband Gogol in Neschin mit seinem Kommilitonen Gerasim I. Vysozki. Hier äußerten sich bereits seine Fähigkeit und sein Verlangen, sich für den Auserwählten aufzuopfern, ihm Pflege und Hilfe zuteil werden zu lassen. Als Vysozki, der an einer Augenkrankheit litt, im Krankensaal liegen mußte, wich Gogol kaum von seiner Seite und verbrachte beinahe seine gesamte Freizeit bei ihm. Briefe, die Gogol später nach Beendigung des Gymnasiums an ihn schrieb, enthalten deutlich erotische Untertöne. Allerdings handelt es sich hier um eine mehr von Gogol im Ideal angestrebte Beziehung. Aber es wird jedoch bereits deutlich, daß
»[...] there is every reason for anyone seriously interested in Gogol.s work to realise that his erotic imagination was primarily homosexual and his fear of his homosexual inclinations and his suppression of them is one of the principal themes of his writings, one of the main cause of his personal tragedy, and a contributing factor to his death.« [22]
Gogol suchte ständig nach Liebe. Er suchte etwas, was er von seinen heterosexuellen Freunden nie erwarten konnte (wie zum Beispiel Michail A. Maximowitsch, Michail P. Pogodin). Eine Ausnahmeerscheinung auf diesem Leidensweg stellte deshalb für ihn die Freundschaft mit dem jungen Grafen Wielgorski dar, der wahrscheinlich Gogols Gefühle in gewisser Weise erwiderte und ihm das erste und einzige Mal in seinem Leben wenigstens eine Ahnung von dem gab, was eine glückliche Beziehung zu einem geliebten Freund für ihn hätte bedeuten können. Nach dem Tode Wielgorskis sind Gogols Seele und sein Herz tief erschüttert. In seinen Briefen ist eine Schwermut auszumachen, die der Satiriker doch bis dahin so gut zu überspielen wußte.

Eine wertvolle Hilfe war für ihn deshalb in dieser Zeit der Historienmaler Aleksander A. Iwanow. Dieser wurde für Gogol nun zu einem wichtigen Vertrauten. [23] Iwanow plante ein großes Gemälde Christus erscheint vor dem Volk (Jawlenije Christa narodu; 1837 - 1857). Als Entwürfe für das Bild fertigte er auch Zeichnungen von Gogol und Wielgorski an, die im Bild zwei Gestalten aus dem Volk verkörpern sollten, das von Christus gesegnet wird. Es sollte so mit Hilfe einer Allegorie Gottes Vergebung für die angebliche Sünde dargestellt werden. Wie groß war die Wut und Enttäuschung Gogols, als Michail P. Pogodin trotz strengstem Verbot die Kopie einer Skizze Iwanows, die Gogol ihm sandte, veröffentlichte. Er fürchtete nämlich nun, das Publikum könne Iwanows Absicht erraten [24] und seine von Gerüchten umwitterte Beziehung zu Wielgorski könnte für alle offenbar werden.

Einen Hoffnungsschimmer stellte für Gogol schließlich die Freundschaft mit dem jungen Dichter Nikolai M. Jasykow dar. Er ging mit ihm auf Reisen, und sie lebten eine Zeitlang in einer Wohnung zusammen. Aus seinen Briefen an ihn spricht die Hoffnung auf Veränderungen in seinem Leben. Aller Wahrscheinlichkeit nach erhoffte sich Gogol auch in dieser Beziehung vom anderen mehr, als dieser zu geben bereit war. Allerdings hielten sich in Moskau bis zum Tode Jasykows im Jahre 1846 hartnäckige Gerüchte über eine nicht genau bestimmbare Abhängigkeit Jasykows von Gogol.

Der Konflikt zwischen Gefühlsleben und religiösen Überzeugungen wird bei Gogol in den vierziger Jahren immer stärker. Es wird vermutet, daß er sich in seiner Not dem geistlichen Vater Matwej [25] offenbart, der ihn derartig mit den fürchterlichsten Strafen Gottes bedroht, daß Gogol keine Möglichkeit für ein Weiterleben mehr sieht. Durch konsequente Verweigerung jeglicher Nahrungsaufnahme begeht der kranke Gogol im Jahre 1852 quasi Selbstmord.

Was sich in seiner natürlichen Existenz nicht offenbaren konnte, brach sich mit oft mißverstandener Symbolik in seiner schöpferischen Existenz Bahn. Es war für Gogol undenkbar, unverschlüsselt zu schildern, was ihn bedrückte und ängstigte. Ein immer wieder beschriebenes Ideal besteht für ihn in einer festen Männergemeinschaft, die begründet ist auf Treue und gegenseitiger Achtung, auf geistigem Verständnis. Besonders eindrucksvoll wird diese Idee dargestellt in Taras Bulba. Die Kämpfer, die sich in der Setsch [26] versammeln, um sich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten, finden in dieser Gemeinschaft ihre höchste Erfüllung. Gogol beschreibt hier auch, worin er die größte Bedrohung sieht, nämlich im Ausbruch aus der Gemeinschaft durch die Liebe zu einer Frau.

Gogols Männergestalten wirken immer lebendig und kraftvoll, die Frauen dagegen eher wie in Schönheit erstarrte Statuen. Doch Gogol verachtet die Frauen nicht, und vielleicht soll durch diese als abstrakte Schönheitsideale dargestellten Frauen gleichsam um Vergebung dafür geworben werden, daß er nur fähig war, sie zu bewundern, aber nicht zu lieben. Bewunderung und Ehrfurcht rufen seine Heldinnen beinahe immer hervor.

Es gelingt Gogol oft, seine Gefühle zu verstecken, aber in mancher Erzählung ist eine verbrämte Erotik doch sehr deutlich zu spüren. Besonders charakteristisch ist in dieser Hinsicht der Mirgorod - Zyklus. In der Erzählung Wie Iwan Iwanowitsch mit Iwan Nikiforowitsch in Streit geriet (Kak posorilsja Iwan Iwanowitsch s Iwanom Nikiforowitschem) wird die gegenseitige treue Zuneigung zweier Freunde beschrieben, die wegen eines Gewehres zerbricht. Zu Beginn der Erzählung wird der Leser, wenn auch nur schemenhaft, mit homosexueller Erotik konfrontiert. Als Iwan Iwanowitsch Iwan Nikiforowitsch besucht, liegt dieser vollkommen nackt auf dem Diwan und präsentiert sich so dem Freund in seiner ganzen männlichen Schönheit. Gogol beeilt sich zwar, diesen Umstand zu erläutern (Iwan Nikiforowitschs Kleider werden gerade zum Lüften aufgehängt), dennoch ist die erotische Komponente unzweideutig. Auch das Streitobjekt (Gewehr) hat einen nicht zu unterschätzenden symbolischen Wert. Jeder der beiden Freunde möchte es besitzen, um damit dem anderen seine aggressive Männlichkeit zu demonstrieren. Letztlich würden sich auch beide wieder vertragen, wenn sich nicht eine Frau, die Haushälterin Iwan Nikiforowitschs in den Streit einmischte.

Weitere versteckte homosexuelle Symbolik ist ebenfalls in der Erzählung Der Wij auszumachen. Zu Beginn wird uns die Hauptperson, der Philosoph Choma Brut vorgestellt, der sich zusammen mit zwei Freunden auf den Heimweg macht. Eine alte Frau (die sich später als Hexe entpuppt) läßt sie bei sich übernachten, allerdings unter der Bedingung, daß sie an getrennten Plätzen schliefen, da sie sonst keine Ruhe habe. Einen Höhepunkt bildet die Beschreibung der Nachtwache Chomas in der Kirche. Choma wird von allerlei Geistererscheinungen gequält, und schließlich erscheint der König der Erdgeister - der Wij. Den Wij charakterisiert Karlinsky berechtigt eindeutig als phallisches Symbol (lange eiserne Wimpern, ausgestreckter Zeigefinger). Ein Mann richtet seinen Phallus (Finger) auf einen anderen Mann (Choma Brut). Dieser fühlt daraufhin ein unterdrücktes sexuelles Verlangen in sich aufbrechen. Die gesamte Szene findet in einer Kirche statt. Diese läßt sich in Gogols Bilderwelt als fest verwurzeltes Gegengewicht zu homosexuellen Neigungen verstehen. Choma hält diesen Spannungszustand nicht lange aus. Er stirbt.

Einen anderen Aspekt der Gefühlsspannungen zeigt die Erzählung Die Kalesche (Koljaska): Ein verheirateter Gutsbesitzer wird von einer Gruppe unverheirateter Offiziere besucht. Er fühlt sich zu ihnen hingezogen, aber letztendlich siegt seine Angst. Er versteckt sich in der Kalesche, was man symbolisch als Flucht in den Mutterbauch zurück deuten könnte.

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, Gogols Gesamtwerk zu interpretieren. Simon Karlinsky gibt noch eine Reihe interessanter Anhaltspunkte, aber die Möglichkeiten der Ausdeutung der homosexuellen Symbolik sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Ansätze zu weiterführenden Forschungen bieten die Petersburger Erzählungen (Peterburgskije powesti) und die Toten Seelen (Mjortwyje duschi). Untersuchungen zur Biographie Gogols (z. B. über seinen Aufenthalt in Rom in den dreißiger und vierziger Jahren) könnten neue Erkenntnisse liefern. Zur Zeit erarbeitet das Moskauer Institut für Weltliteratur eine neue Ausgabe der Werke und Briefe Gogols. Es ist zu hoffen, daß im Zuge der Erschließung neuer Archivmaterialien auch neue Einsichten in Gogols Lebensweg möglich werden.

In seinen letzten Lebensjahren wendet sich Gogol mehr und mehr der religiösen Thematik zu.
»[...] a number of culture have connected male homosexuality with prophetic and mystical abilities.« [27] 
Gogol gehört zweifellos dazu. Seine Ausgewählten Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden (Vybrannyje mesta is perepiski s drusjami) sind ein Aufschrei seiner Seele, der Versuch, sich von einer Schuld, die er nicht nennt, zu befreien. Wir hören immer nur von Sühne seiner Sünden. Gleichzeitig sieht er sich als einen Propheten, der das Recht habe, andere zu belehren und ihn wichtig erscheinende Einsichten zu verkünden.
Der Liebesverzicht endet mit körperlicher und seelischer Erstarrung, und Gogol verliert seine Schöpferkraft. Er hatte das Göttliche, das in ihm war, für etwas Teuflisches gehalten. Teufelsgestalten spielen in vielen seiner Werke eine zentrale Rolle. Der Teufel sollte ausgetrieben und besiegt werden. Statt dessen besiegte er einen Gott, einen Gott der wenigen, der darum um nichts weniger heilig und rein ist.
Zurück blieb der Nachruhm für seine satirischen Werke und eine Einschätzung seiner Person als ein Dämonen. Der unerkannte Gott schleuderte seinen Schützling schließlich ins Nichts.

In der Gogolforschung hat sich die These von Gogols Homosexualität trotz Karlinskys brillanter Untersuchung bis heute noch nicht durchgesetzt. Gleich nach seinem Erscheinen rief Karlinskys Buch allerdings lebhafte Reaktionen hervor. Die sowjetische Forschung erkannte darin nur die Absicht, die russische Klassik zu diskreditieren. [28] Diese Kritik war vor allem ideologisch ausgerichtet. In Westeuropa und Amerika fand eine rege Diskussion um Sachfragen statt. John Fennell, der Karlinskys Buch vor allem wegen der angenommenen Homosexualität Gogols nicht ganz überzeugend findet, zieht am Ende seiner Besprechung trotzdem das Fazit.
»[...] but whatever anyone may think of Karlinskys findings - even if they seem totally irrelevant in a study of Gogol. the artist - this is still a book, that should and will be read for many exciting insights it gives into Gogol.s art.« [29] 
Als einen Meilenstein für die Entschlüsselung russischer Literatur bezeichnet Margret Dalton (1977) [30] Karlinskys Untersuchung. Helen Muchnic spricht in ihrer Abhandlung Was Gogol gay? [31] über ihre Vorbehalte, aber auch über die Fakten, die sie in Karlinskys Buch überzeugt haben.
Ich denke, daß sich Karlinskys Konzeption nicht wegen fehlender Überzeugungskraft nicht durchgesetzt hat, sondern aufgrund des Umstandes, daß man Homosexualität in der Slavistik immer noch als einen Makel betrachtet, den man eventuell noch einem modernen Schriftsteller zugestehen könnte, den man aber der schon zu einem idealisierten Kanon gewordenen klassischen russischen Literatur keineswegs zumuten möchte. Eine Gogolbiographie, die das Leben des russischen Schriftstellers als das eines Mannes betrachten würde, der auf der Suche nach einem anderen Mann, nach einem geliebten Freund, nicht zuletzt aus Angst vor sich selbst immer wieder scheiterte, wäre sicher eine Bereicherung für die gesamte Literaturlandschaft. [32]

Gogol wurde besonders hinsichtlich des teilweise verbrannten zweiten Teils der Toten Seelen immer wieder von der zeitgenössischen und späteren Kritik vorgeworfen, seine Gestalten hätten an Lebenskraft verloren. Man kann den Hauptgrund dafür wohl darin sehen, daß ihm die Grundlage jeder vollwertigen Existenz, die ihm entsprechende Liebe, nicht vergönnt war. Es blieb nur die Erinnerung an eine kurze glückliche und zugleich von unendlichem Schmerz geprägte Zeit, die er mit Iosif Wielgorski verbrachte:
[...] zu mir kehrte ein Stück Frische der Jugendzeit zurück, wenn die [...] Seele Freundschaft und Brüderlichkeit zwischen Gleichaltrigen sucht und eben eine jugendliche Freundschaft, geprägt von lieben beinahe kindlichen Kleinigkeiten und ununterbrochen erwiesenen Zeichen zärtlicher Liebe; wenn es süß ist, einander in die Augen zu schauen; man ist vollkommen zu Opfergaben bereit, die vielleicht völlig unnötig sind. Und all diese süßen, jungen, frischen Gefühle - oh! Bewohner einer unwiederbringlichen Welt, kehrten zu mir zurück. [...] Ist mir denn diese Erinnerung an meine Jugend nur deshalb zuteil geworden, damit ich schließlich einer noch stärkeren toten Erstarrung meiner Gefühle unterliegen solle, damit ich plötzlich um Jahrzehnte altere, damit ich mit größerer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mein verflossenes Leben betrachten solle. [33]


Anmerkungen:
  1. Nikolai W. Gogol: Polnoje sobranije sotschinenij (Gesammelte Werke). tom III, Leningrad 1938 S. 324 - 325. - Der russische Originaltext wurde für vorliegenden Aufsatz von mir ins Deutsche übertragen [B. S.-D.].
  2. Iosif M. Wielgorski war der Sohn des im damaligen Rußland bekannten Komponisten Matwej J. Wielgorski.
  3. Nikolai W. Gogol: Polnoje sobranije sotschinenij (Gesammelte Werke). tom III, Leningrad 1938, S. 325.
  4. Aleksandra O. Smirnowa war die Frau eines Gouverneurs. Sie betätigte sich schriftstellerisch und war in russischen Künstlerkreisen als Gesprächspartnerin sehr geschätzt.
  5. Marija P. Balabina war eine ehemalige Schülerin Gogols, der in Petersburg eine Zeitlang an einer Mädchenschule unterrichtet hatte.
  6. Vgl. die Briefe Gogols aus jener Zeit an Marija P. Balabina, Michail P. Pogodin (Historiker, Schriftsteller, Journalist, Professor an der Moskauer Universität), Stepan P. Schewyrjow (Literaturkritiker, Schriftsteller, Professor an der Moskauer Universität, gab zusammen mit Pogodin den Moskwitjanin heraus).
  7. Vgl. Igor P. Solotusski: Gogol. Moskwa 1979.
    Der Autor verteidigt am konsequentesten die These, daß Gogol der Schwester Iosif Wielgorskis, Anna Michailowna, einen Heiratsantrag gemacht hätte. Deshalb und nicht durch seine Beziehung zum Bruder sei es zum Bruch mit der Familie gekommen.
  8. Iwan D. Jermakov: Otscherki po analisu twortschestwa N. W. Gogolja (Skizzen zur Analyse des Gogolschen Schaffens). Moskwa - Peterburg 1923.
  9. Maximilian Braun: N. V. Gogol. Eine literarische Biographie. München 1973, S. 32.
  10. Vgl. David Magarshak: Gogol. A Life. Faber & Faber 1957.
  11. Henri Troyat: Gogol. The Biography of a Divided Soul (transl. from the French by Nancy Amphoux). London 1974, S. 131. (Übersetzung: Die Nase, die plötzlich eine selbständige Existenz erhielt, kann eine sexuelle Bedeutung haben, die dem Autor entgangen ist. Ein impotenter Gogol stellte einen Teil von sich selbst dar.)
  12. Hugh Mc Lean: Gogol.s retreat from love: Toward an interpretation of Mirgorod. In: American contributions to the Fourth International Congress of Slavicists, Mouton & Co, .S-Gravenhage 1958, S. 1 - 20.
  13. Daniel Rancour-Laferriere: Out from under Gogol.s Overcoat: A Psychoanalytic Study. Ann Arbor 1982.
  14. Frederik C. Driessen: Gogol as a short-story writer. (A study of his technique of composition). Paris, The Hague, London 1965.
  15. Alexander P. Obolensky: Food-Notes on Gogol. Winnipeg, Canada 1972.
  16. James B. Woodward: Gogol.s Dead Souls. Princetown, New Jersey 1978.
  17. Im russischen Volk gar hält sich das Gerücht, daß Gogol nekrophil war. Darüber läßt sich in offiziellen Quellen natürlich nichts finden, aber ich konnte diese Vermutung mehrmals in Gesprächen mit russischen Freunden hören.
  18. Vgl. Simon Karlinsky: The sexual labyrinth of Nikolaj Gogol. Cambridge, Massachusetts and London 1976.
  19. Simon Karlinsky: The sexual labyrinth of Nikolaj Gogol. Cambridge Massachusetts and London 1976, S. VIII. (Übersetzung: Einer der besten westlichen Biographen Gogols, Vsevolod Setchkarev, wollte diese Problematik [Gogols Homosexualität, B. S.-D.] in der deutschen Originalfassung seines Buches (in Berlin 1953 veröffentlicht) untersuchen. Er beschloß, es nicht zu tun, als ein älterer Kollege ihm androhte, seine Karriere zu ruinieren, wenn er Gogols Homosexualität erwähnen würde.)
    Vgl. Wsewolod Setschkareff: N. V. Gogol. Leben und Schaffen. Berlin 1953.
  20. Ebenda, S. VII. (Übersetzung: [...] eine Untersuchung von Gogols homosexueller Orientierung im Kontext seiner Biographie und seiner Werke kann uns den fehlenden Schlüssel für das Rätsel seiner Persönlichkeit liefern.)
  21. Vgl. Gogol w wospominanijach sowreminnikow (Gogol in den Erinnerungen von Zeitgenossen). Moskwa 1952; Otto Kaus: Der Fall Gogol. München 1912; Thais S. Lindstrom: Gogol. New York 1974; Richard A. Peace: The enigma of Gogol. An Examination of the Writings of N. V. Gogol and their Place in the Russian literary Tradition. Cambridge, London, New York, New Rochelle, Melbourne, Sydney 1981; Carl R. Proffer: The Simile and Gogol.s »Dead Souls«. Mouton, The Hague, Paris 1967.
  22. Simon Karlinsky: The sexual labyrinth of Nikolaj Gogol. Cambridge Massachusetts and London 1976, S. 15 - 16. (Übersetzung: [...] es gibt genug Gründe für jeden, der ernsthaft an Gogols Werk interessiert ist, festzustellen, daß Gogols erotische Vorstellungen vor allem homosexuell geprägt waren und daß die Angst vor seinen homosexuellen Neigungen und ihre Unterdrückung eines der Grundlegenden Themen seiner Werke, ein Hauptgrund seiner persönlichen Tragödie und ein Faktor war, der zu seinem Tod führte.)
  23. Aleksander Iwanow soll laut Karlinsky pädophil gewesen sein.
  24. Es bestand die Gefahr, daß Gogol und Wielgorski auf den Bildern zu identifizieren seien. Gerüchte, die in Moskau und Petersburg kursierten, hätten dadurch eine indirekte Bestätigung erhalten. Deshalb wollte Gogol nicht, daß sein Porträt in der russischen Gesellschaft bekannt wurde.
  25. Um die Rolle, die der geistliche Vater Matwej in den letzten Lebensjahren Gogols spielte, gibt es bisher in der Forschung keine einhellige Meinung. Man kann aber annehmen, daß Gogol ihm einen sehr tiefen Einblick in seine intimsten Geheimnisse gewährte.
  26. Eine Art Kriegslager, in dem sich die Kosaken auf die bevorstehenden Kämpfe vorbereiteten.
  27. Simon Karlinsky: The sexual labyrinth of Nikolaj Gogol. Cambridge Massachusetts and London 1976, S. 244. (Übersetzung: [...] einige Kulturen haben Homosexualität mit prophetischen und mystischen Fähigkeiten verbunden.)
  28. Vgl. u. a. Swetlana K. Gural: Gogol w sowremennom amerikanskom literaturovedenii (Gogol in der zeitgenössischen amerikanischen Literaturwissenschaft). Diss. [...] kand. filol. nauk, Tomsk 1985; dies.: Psichoanalititscheskoje naprawlenije isutschenija twortschestwa N. W. Gogolja (Die psychoanalytische Richtung der Gogolforschung). In: Problemy literaturnych schanrow, Tomsk 1983, S. 51 - 53; A. L. Grigorjew: Russkaja literatura w sarubeschnom literaturowedenii (Russische Literatur in der internationalen Literaturforschung). Leningrad 1977.
    Ein Kollege des Petersburger Instituts für russische Literatur erwähnte bei einem Gespräch mit mir Karlinskys Buch. Allerdings bemerkte er, daß er es nicht wage, mir dessen These zu benennen, da sie so schrecklich sei. Er sah hier nur den Versuch, Gogol in den Schmutz zu ziehen, was eben mit der in dieser Hinsicht sehr starren öffentlichen Meinung in Rußland zusammenhängt. Das Gespräch führte ich 1989, bis jetzt ist in den renommierten literaturwissenschaftlichen Kreisen das Thema »Russische Klassik und Homosexualität« ein heißes Eisen geblieben.
  29. John Fennell: Rez. zu: S. Karlinsky, The sexual labyrinth of Nikolaj Gogol. Cambridge 1976. In: The Russian Review 36 (1976) 4, S. 527. (Übersetzung: [...] aber was immer man von Karlinskys Ideen halten mag, selbst wenn sie völlig irrelevant in einem Buch über Gogol, den Künstler, erscheinen mögen, es ist und bleibt ein Buch, daß gelesen werden sollte und wegen der Fülle von anregenden Einblicken in Gogols Kunst gelesen werden wird.)
  30. Margret Dalton: Rez. zu: The sexual labyrinth of Nikolay Gogol by Simon Karlinsky. Cambridge 1976. In: The Slavic Review 36, 1977, 3, S. 531 - 532.
  31. Helen Muchnic: Was Gogol gay? In: New York Review of Books 24, 1977, 5, S. 10 - 14.
  32. Weitere Hinweise zur Gogolforschung siehe in: Birgit Seidel-Dreffke: Die Haupttendenzen der internationalen Gogolforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1992.
  33. Nikolai W. Gogol: Polnoje sobranije sotschinenij (Gesammelte Werke). tom III, Leningrad 1938, S. 326.



     

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