30.10.2011

Unbekannter Brief von H. P. Blavatsky

Unbekannter Brief von H. P. Blavatsky an Fürst ZertelewUnbekannter Brief von H. P. Blavatsky



Unbekannter Brief von H. P. Blavatsky an Fürst Zertelew entdeckt. *

In: Informationsblatt über Theosophie in Deutschland. Nr. 46 Mai bis August 2000. 
Die Theosophische Informationsstelle, Frankfurt am Main 2000


Exklusiv


Unbekannter Brief von H. P. Blavatsky an Fürst Zertelew entdeckt

Übertragen und übersetzt von: Dr. Björn Seidel-Dreffke und Prof. Dr. Victoria Jamschanowa (Universität für Ökonomie und Finanzen, St. Petersburg).

Ediert und kommentiert von: Frank Reitemeyer (Theosophisches Centralarchiv) und Dr. Björn Seidel-Dreffke.


Einleitung

von Frank Reitemeyer


Bereits seit mehreren Jahren beschäftigt sich der Berliner Philologe Dr. Seidel-Dreffke im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekts mit dem Leben und Werk Helena Petrowna Blavatskys, der Gründerin der modernen theosophischen Bewegung. Das Forschungsvorhaben läuft unter dem Titel: Die russische Literatur Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Theosophie E. P. Blawatskajas.

Bislang hat er hierzu drei Arbeiten veröffentlicht [1]: Die erste befasst sich mit dem Verhältnis zwischen H.P. Blavatsky (HPB) und Wladimir Solowjew. Der bekannte Philosoph suchte auch die lehrinhaltliche Auseinandersetzung mit ihr. Dr. Seidel-Dreffke sieht in seiner Analyse nicht nur Gegensätzliches, sondern durchaus auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden russischen Weisheitssuchern (135f.). Doch während er bei HPB eine Weisheitstradition vorfindet, die sich je nach Kulturkreis in unterschiedlicher Form ausprägt, erkennt er bei Wl. Solowjew ein Primat des Christentums, das dieser als die vollkommenste Form der Weisheit ansieht (137f.).

Die zweite Arbeit ergründet die Beziehung zwischen HPB und Wsevolod Solowjew, dem Bruder des Philosophen. Dr. Seidel-Dreffke, der für die Aufarbeitung diesbezüglicher Archivmaterialien plädiert, sieht einen Grund der Wandlung Ws. Solowjews vom Freund und Mitarbeiter zum scharfen persönlichen Kritiker HPBs in seinem Unvermögen, einen unabhängigen Frauentypus zu akzeptieren, wie sie ihn verkörperte (144f.)[2]. Die dritte Arbeit ist eine Auswahl von Erzählungen und Reiseberichten HPBs, die er aus den englischen oder, soweit existierend, aus den russischen Originaltexten ins Deutsche übersetzt und auch kommentiert hat.[3]

Der von ihm entdeckte unbekannte Brief, der hiermit weltweit zum ersten Mal abgedruckt wird, ist die vierte Forschungsarbeit Dr. Seidel-Dreffkes über die Verbindungen zwischen H. P. Blavatsky, der Theosophie und den Solowjew-Brüdern. Wir wünschen ihm für seine Forschungen eine weiterhin "glückliche Hand" und viel Schaffenskraft. Wir hoffen mit A.T. Barker, dem bekannten Herausgeber der Mahatma-Briefe und der Blavatsky-Briefe an A.P. Sinnett, dass die Historisierung nicht nur der russischen Quellen voranschreitet, wenn er schreibt:

"Es muss jedoch noch eine Anzahl von Briefen HPBs existieren, die sich, über die ganze Welt verstreut, im Besitz verschiedener Leute befinden. Es ist sehr zu hoffen, dass im Interesse der Bewegung Schritte unternommen werden, um sie zu veröffentlichen."[4]

Der Brief selbst enthält die vergebliche Bitte HPBs an den Herausgeber einer russischen Zeitschrift, eine Richtigstellung zu Wl. Solowjews Rezension abzudrucken. Er belegt, dass HPB im Kampf um die veröffentlichte Meinung offenbar gegen einen berühmten Namen nichts in die Waagschale werfen konnte, was den Herausgeber Fürst Zertelew bewogen haben könnte, einer in seiner Zeitschrift angegriffenen Dame gleichberechtigt Gehör zu verschaffen.

Die Öffentlichkeit war damit nicht in der Lage, zu einer eigenständigen Meinung aufgrund direkten Vergleichs zu kommen. Nachdem HPBs unterdrückte Antwort 1980 im Rahmen ihrer laufenden Collected Writings erstmals veröffentlicht worden ist, sind die heute Studierenden in einer etwas besseren Lage. Wie wichtig es ihr war, der Theosophie auch in ihrem Heimatland Eingang zu verschaffen, hat kein Geringerer als Ws. Solowjew selbst in seiner Kritik überliefert, wenn er HPB wie folgt zitiert:

"[W]enn sich die Theosophie in Russland ausbreitet, so wird sie die Intelligenz vom Materialismus und Atheismus, zu denen sie die Wissenschaft führt, befreien, da der Klerus nicht imstande ist, Widerstand gegen den Atheismus zu leisten, ja im Gegenteil, er treibt mit seinem empörenden Verhalten die Menschen in den Unglauben."[5]

Im heutigen Rückblick wissen wir, dass es dank der gegnerischen Kräfte (Blavatskys Schriften waren sowohl unter der Zarenherrschaft - bis auf ein Intermezzo - als auch unter den Kommunisten bis 1990 in Russland, bzw. der ehemaligen Sowjetunion, verboten) nicht zu der von ihr als notwendig angesehenen Ausbreitung der Uralten Weisheit, sondern vielmehr zu einer bis dahin nicht gekannten Manifestation des Schreckens gekommen ist, wie es von HPB mehrfach befürchtet worden ist. Damit und mit dem vorliegenden Brief wird einmal mehr ihr verzweifeltes Bemühen deutlich, im Lärm der Welt von Vorurteil und falschen Autoritäten der Stimme jener zeitlosen Weisheit Geltung zu verschaffen, deretwegen sie von ihren Lehrern ausgesandt wurde.

Eine englische Übersetzung erscheint im Juli-Heft der Fachzeitschrift Theosophical History, die von Dr. James Santucci, Prof. für Vergleichende Religionswissenschaften an der California State University, herausgegeben wird.


Zum Brief

von Dr. Björn Seidel-Dreffke


Meine Recherchen führten mich im Frühjahr 1996 nach St. Petersburg. Dort fand ich im Puschkinhaus, welches Archive verschiedener russischer Schriftsteller beherbergt, einen bisher unbekannten Brief H. P. Blavatskys an den Fürsten D. N. Zertelew. Jeder Nutzer des Archivs muss sich dort in eine bestimmte Kartei eintragen, damit dokumentiert ist, welche Personen welche Archivalien benutzt haben. Zu diesem Brief war vor mir noch kein Eintrag vorhanden.

Da das Puschkinhaus nicht über ein Fotokopiergerät verfügt, habe ich den Brief seinerzeit abgeschrieben. Mit Hilfe der Redakteurin Helga Winkler-Rex und Dr. Victoria Jamschanowa gelang es jetzt jedoch, eine Fotokopie des Briefes zu bekommen.

Der Brief ist nicht datiert, man kann aber Folgendes rekonstruieren: Im August 1890 erscheint in Zertelews Russkoe obosrenie (Russische Rundschau) die kritische Rezension des Philosophen Wl. S. Solowjew (1853-1900) über HPBs The Key to Theosophy. HPB verfasst daraufhin eine mit "September 1890" datierte Entgegnung[6], auf deren Abdruck sie im vorliegenden Brief drängt. Es ist daher davon auszugehen, dass er erst nach dieser Zeit verfasst worden sein kann. Dass ihrer Bitte um Veröffentlichung nicht entsprochen wurde, geht auch aus einer Anmerkung ihrer Schwester Vera zu dem Manuskript hervor, das sie dem Adyar-Archiv überlassen hat.[7]

Wladimir S. Solowjew gehört zu den bekanntesten Denkern Russlands im 19. Jahrhundert und wird auch in Deutschland mit Interesse erforscht. Der nachfolgende Brief spiegelt die seinerzeit heftig geführte geistige Auseinandersetzung zwischen den beiden russischen Denkern wider.

Standortnachweis:

Archiv D. N. Zertelew im Puschkinskij Dom (Puschkinhaus), St. Petersburg. Chiffre (alt): 24120 /CXIIb 15, Chiffre (neu): 24.120.





* * *


[Emblem der TG]
[Überstempelt:]
Theosophical Head Quarters,
19, Avenue Road, 17, Lansdowne Road,
Regent's Park, Holland Park.W.
London, N.W.[8]


Sehr geehrter Fürst

Dmitrij Nikolaewitsch,[9]

ich habe weder erwartet, noch damit gerechnet, dass ich, bevor ich Ihnen endlich die lange versprochenen Artikel über die "Bruderschaft der Haine" (moderne Yogis)[10] zusenden kann, mich dazu gezwungen sehe, Sie darum zu bitten, meine Antwort auf die sehr missgünstigen Lügen Ihres von den Juden sehr geliebten "Kritikers" Wl. S. Solowjew unterzubringen.[11] Was ist denn das für ein sonderbares Gestammel? Wenn ich nicht wüsste, dass es einen Philosophen Solowjew gibt, so hätte ich seine Kritik für die Ergüsse seines verehrten Bruders, des mehrfach verheirateten[12] Wsewolod S.[13] gehalten, da eigentlich nur er allein solch einen blühenden Unsinn schreiben könnte, sowohl was philosophische Gedanken, als auch unsere Gesellschaft betrifft!

Ärgern Sie sich nicht über mich, Eure Durchlaucht, weil ich mein Versprechen noch nicht erfüllt habe! Ich bin schließlich nicht daran schuld, dass ich mich seit dem 1. Januar täglich auf den Weg zum Nirwana mache, aber irgendwie nicht an seine Schwelle gelangen kann.[14] Die Ärzte haben mir nicht nur das Schreiben, sondern auch sogar das Lesen verboten; und hätte ich Ihnen meinen Artikel in der Form zugesandt, in welcher er sich gerade befindet, hätten Sie ihn wohl gleich zur Seite gelegt. Übrigens wird dieser Artikel bestimmt in ungefähr zwei Wochen beendet sein und ich werde ihn Ihnen dann sofort


[1R]


zuschicken, aber im Moment bitte ich Sie untertänigst darum, sich meiner Antwort anzunehmen, dadurch würden Sie sowohl mir, als auch den Lesern Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es schickt sich nicht für die Russkoe obosrenie,[15] seine Leser mit solchen Solowjewschen Legenden zu füttern (mille pardons für das unbeabsichtigte Wortspiel, was ich eben erst bemerkt habe!)[16] und das Publikum mit Dummheiten über Indien und Unwahrheiten über uns zu versorgen. Und dass er bei jedem Wort ins Stocken gerät und Unsinn redet, davon können Sie sich überzeugen, wenn Sie sich die Mühe machen wollen, meine Antwort zu studieren, die natürlich unprofessionell ist, wie alles, was ich in Russisch schreibe, dafür ist es aber die reine Wahrheit.

Ich hoffe, dass ich keine Absage bekomme? Falls sie zu lang sein sollte, kann man sie auch kürzen, da ich selbst aber keine Kraft mehr habe, etwas zu kürzen, schicken Sie in dem Fall das Manuskript an meine Schwester (48 No Spalernaja Straße, St. Petersb.),[17] das wäre am besten; aber eine solche gewissenlose Lüge kann ich doch nicht unbeantwortet lassen - schlagen Sie mich, ich kann es nicht!

Ich schicke Ihnen die North American Review (New York) mit meinem Artikel "Der Fortschritt der Theosophie".[18] Diese Review gilt als die wichtigste in Amerika, wie Ihnen wahrscheinlich bekannt sein dürfte. Möge der die Juden so liebende Papist ihn lesen und übersetzen oder jemanden darum bitten, ihn zu übersetzen, da er offensichtlich der englischen Sprache nicht mächtig ist, bzw. sie nur ungenügend beherrscht: Dann kann er sich selbst davon überzeugen,


[2]


[Emblem der TG]
[Überstempelt:]
Theosophical Head Quarters,
19, Avenue Road, 17, Lansdowne Road,
Regent's Park, Holland Park.W.
London, N.W.


welcherart die theosophischen Früchte sind. Ich schicke Ihnen auch die Review of Reviews, die von Mr. Stead herausgegeben wird, mit meinem Porträt und einer Analyse meines Artikels im Lucifer, "Der Balken und der Splitter".[19] Dieser Artikel hat die gesamte Presse Großbritanniens in Aufregung versetzt und die Engländer verärgert, worüber ich sehr froh bin, habe ich ihnen doch damit ihre Lügen über Russland vergolten. Ich erwähne das nur, um zu zeigen, dass ich natürlich keine Angst vor Herrn Solowjew haben muss, wenn ich sogar die ganze vereinte Presse Großbritanniens in Aufruhr versetzen kann!

Ich bitte Sie für mein Geschwätz um Verzeihung und hoffe, dass ich meine Antwort bald gedruckt sehen kann. "Dir, Gott, vertrauen wir, und mögen wir uns niemals etwas vorzuwerfen haben."[20]

Ich verbleibe stets zu Ihren Diensten,

E. Blavatsky.  ...


* * *


Anmerkungen:

1: Björn Seidel-Dreffke: Blick nach Osten - Wohl oder Wehe V. S. Solov'evs Auseinandersetzung mit E.P. Blavatskaja, 127 - 142, in: FrauenLiteraturGeschichte. Texte und Materialien zur russischen Frauenliteratur. Hrsg. von Frank Göpfert. Band 2. Wilhelmshorst, Verlag F.K. Göpfert 1995.
Ders.: Von der Heiligen zur Hexe. Frauengestalten in den Werken von Vsevolod S. Solov'ev, 129 - 146, in: Anzeiger für Slavische Philologie, Band XXV, Hrsg. v. Wolfgang Eismann und Klaus Trost, Graz, Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1997.
Ders.: E.P. Blavatskaja: Erzählungen und Reiseberichte, FrauenLiteraturGeschichte. Texte und Materialien zur russischen Frauenliteratur. Hrsg. von Frank Göpfert. Band 10. Fichtenwalde, Verlag F.K. Göpfert 1999.

2: Vgl. Sylvia Cranston: HPB - Leben und Werk der Helena Blavatsky, Satteldorf 1995, 360ff.

3: Vgl. dazu die Vorstellung des Buches in Theosophical History, January 2000, Literary Notes von James Santucci, 41-42.

4: A. T. Barker: The Letters of H.P. Blavatsky to A.P. Sinnett. London, T. Fisher Unwin Ltd. 1925, vi (Facsimile Edition: Pasadena, Theosophical University Press 1973).

5: Ws. Solowjew: Sowremennaja schrica Isidy (Eine moderne Priesterin der Isis), Petersburg 1904, 17, zit. n.: Victor B. Fedjuschin: Russlands Sehnsucht nach Spiritualität. Theosophie, Anthroposophie und die Russen. Schaffhausen, Novalis 1988, 66.

6: Abgedruckt als Neo-Buddhism in: Blavatsky: Collected Writings, Vol. XII, 19872, 334-349.

7: Vgl. Anm. von Boris de Zirkoff in B:CW XII, 19872, 334-335.

8: Die alte Adresse 17, Lansdowne Road, die auf den Briefköpfen der Bl. 1 und 3 (S. 2) aufgedruckt ist, wurde von Hand durchgestrichen und mit der neuen Adresse 19, Avenue Road (Fettdruck) überstempelt. Der Umzug erfolgte im Juli 1890, vgl. B:CW XII:xxiv.

9: Dmitrij Nikolaewitsch Zertelew (1852-1911) machte sich als Dichter, Philosoph und Literaturkritiker einen Namen. Bekannt wurde er vor allem als Herausgeber des Monats-Journals Russkoe obosrenie (Russische Rundschau), vgl. Anm. von Boris de Zirkoff in B:CW XII, 335.

10: Über den Verbleib dieser begonnenen Artikelserie konnte nichts ermittelt werden. Wahrscheinlich bezieht sich HPB darauf in einer Fußnote ihrer Antwort: "Ich hoffe, den russischen Zeitschriften in der nahen Zukunft einen Artikel über den Gegenstand zeitgenössischer Yogis mit Beschreibung einiger der Ašrams, d.i. in Indien bekannt als Retreats, vorlegen zu können." Boris de Zirkoff kommentiert diese Aussage so: "Der Tod hielt H.P. Blavatsky davon ab, ihr Vorhaben auszuführen", vgl. B:CW XII, 19872, 345 Fn.

11: Gemeint ist die kritische Rezension ihres The Key to Theosophy (1889), die der Philosoph Wl. Solowjew in Fürst Zertelews Russkoe obosrenie (1890, Nr. 8, 881-886) veröffentlicht hatte. Vgl. dazu Cranston, op. cit., 363 Fn. Blavatskys Antwort auf diese gegenüber sie und der Theosophie oftmals sehr kritisch abgefassten Rezension wurde erstmals 1980 im Rahmen ihrer Collected Writings als Neo-Buddhism veröffentlicht, vgl. Fn. 6.
In seinem Kommentar in B:CW VII, 19873, 334 Fn., bewertet Boris de Zirkoff die Rezension jedoch noch als "günstig". Der Blavatsky-Biograf Charles J. Ryan, der daraus zitiert, nennt sie gar eine "verständnisvolle" (H.P. Blavatsky and the Theosophical Movement, [San Diego], Point Loma Pubc. 1975, 225f; Pasadena, T.U.P., 19752, 202-203). HPB jedoch schreibt in ihrer Antwort: "Die Rezension von Hr. Solowjew ist überhaupt keine Rezension, nicht einmal eine gewöhnliche Kritik, sondern einfach eine vollständige Verdrehung des Buches vom ersten Absatz bis zum letzten" (B:CW XII, 335; Hervorh. i. O.), eine "Verdrehung der Hauptideen des Buches" (336), er mache "Fehler in jeder Zeile" (336) und habe "Vorurteile gegen die Autorin" (336). HPBs Kritik schließt auch jene Passagen ein, die Ryan zitiert.
Übrigens äußerte sich Wl. Solowjew noch wiederholt über Blavatsky in einem Aufsatz für S.A. Vengerovs Schriftsteller-Lexikon (Wengerow, S.A.: Kritiko-biografitscheski slowar russkich pisatelej i utschonych. Tom III, SPb. 1892, S. 315-319, Nachdruck in: Solojwew, W.S.: Sobranie sotschinenij [Gesammelte Werke]. Tom VI, SPb. 1903, vgl. Björn Seidel-Dreffke 1995, op. cit., 130 und 141 Fn. 16, sowie Fedjuschin, op. cit., 324 Fn. 18) und erneut unter: Eine Bemerkung über E. P. Blawatskaja, in ders.: Deutsche Gesamtausgabe, München und Freiburg i. Br. 1972, S. 501 ff. (ebenfalls in Sobranie sotschinenij. Tom VI.).

12: Im Brief weist Blavatsky mit der Wendung "des mehrfach verheirateten" wahrscheinlich auf einen Skandal hin, den es in Russland gab, als Solowjew nach der Scheidung von seiner Frau deren Schwester ehelichte.

13: Ws. S. Solowjew (1849-1903) war mit Blavatsky in den Jahren 1884-1886 in engem Kontakt und zunächst Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Später trennte er sich aus bisher noch nicht völlig geklärten Gründen radikal von ihr und der Gesellschaft (vgl. Fn. 2 und B:CW VII, 332f - dort bezeichnet HPB ihn im Juni 1887 bereits als "Ex-Theosophen"). Er veröffentlichte 1893 Sowremennaja schrica Isidy (Eine moderne Priesterin der Isis, bisher nicht in dt. erschienen), die Buchform einer von Februar bis Mai und von September bis Dezember 1892 im Russki Westnik (Russischer Bote) erschienenen Artikelserie, die eine Reihe sehr ungerechter Ausfälle gegen Blavatsky enthält (vgl. Fn. 4).
Walter Leaf wurde von der Society for Psychical Research mit der englischen Übersetzung dieses Buches beauftragt. Sie erschien in gekürzter Form 1895 in London als A Modern Priestess of Isis (Nachdruck: New York, Arno 1976, xix + 366). In der Anlage befinden sich Auszüge aus Broschüren, die die nachfolgende Auseinandersetzung zwischen HPBs Schwester Vera Petrowna de Schelihovsky und Ws. Solowjew kennzeichnete; im letzten Anhang findet sich auch die (von Cranston widerlegte) Kritik von William Coleman über die Quellen HPBs ("Plagiatsvorwurf").
Eine kurze Bio-Bibliografie bringt Boris de Zirkoff in B:CW VI, 446. Ergänzend dazu mag erwähnt sein, dass Ws. Solowjew noch 1884 kleine, positive Artikel über HPB in der russischen Zeitschrift Rebus veröffentlicht hat (vgl. Fedjuschin, op. cit., 64). So erschien im Juli 1884 dort ein Leserbrief von ihm, worin er ein okkultes Phänomen Blavatskys in Paris bezeugt, vgl.: A.P. Sinnett: Incidents in the Life of Madame Blavatsky, London, Redway 1886 (Nachdruck: Kila, Kessinger o.J.), 272-273.

14: Sie spielt hier auf ihren schweren Erschöpfungszustand an, vgl. Cranston, op. cit., 468-471.

15: Diese, sowie alle weiteren Unterstreichungen im Original.

16: "Kormit' swoich Solowjew takimi Solowjeskimi basnjami." Solowej bedeutet Nachtigall. Es gibt im Russischen folgendes Sprichwort, worauf HPB anspielt: "Solowja basnjami ne kormjat" ("Nachtigallen speist man nicht mit schönen Worten ab").

17: Ihre Schwester Vera Petrowna de Schelihovsky .

18: Dort erschienen im August 1890 als Recent Progress in Theosophy. Nachdruck in B:CW XII, 292-308, vgl. dort auch 348 Fn.

19: Dort erschienen im August 1890 als The Mote and the Beam, Nachdruck in B:CW XII, 279-291. Dieser Artikel beschäftigt sich mit einer Analyse des englischen Kolonialsystems, welches im Vergleich zum russischen imperialen Streben auch nicht humaner ausfalle. Die englische Presse hatte zu jener Zeit immer wieder die Zustände in Russland angeprangert, vor allem, was die Unterdrückung der von Russland vereinnahmten Völker betraf. Blavatsky weist allerdings zu Recht darauf hin, dass der Umgang der britischen Kolonialherren mit den eroberten Völkern oft ein sehr brutaler war.

20: Die Quelle des Zitats konnte nicht ausfindig gemacht werden.


© Nachdruck gestattet nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung

[aus: Informationsblatt über Theosophie in Deutschland, Nr. 46, Mai bis August 2000. Redaktion: Frau Helga Winkler-Rex, www.Theosophische-Informationsstelle.de]


* Die Erarbeitung der vorliegenden Publikation wurde ermöglicht durch die Förderung der Volkswagen-Stiftung.

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